Freitag, 17. August 2007

Den Schweinehund besiegt!


Es ist Freitag, ich habe mir heute frei genommen. Was werde ich tun? Hmm, die Wohnung müsste wirklich DRINGEND aufgeräumt werden, vielleicht was einkaufen - und ganz vielleicht mal wieder laufen gehen...
Erstmal Kaffee trinken und im Internet surfen!

Dabei fällt mir ein, ich habe ja diese Woche eine Lieferung Bücher meiner neuen Lieblingsautorin Kerstin Gier bekommen! Oh ja, das werde ich jetzt tun: Lesen!!
Schließlich habe ich die ganze Woche ungeduldig im Büro gesessen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es denn nun mit meiner Romanheldin Hanna weitergeht, die als Journalistin für ein junges Magazin die Aufgabe bekommen hat, einen Artikel über erfolgreiches Internetdating zu schreiben, wofür sie natürlich im Selbstversuch recherchiert.
Der Klappentext lässt bereits vermuten, dass es nach reichlichen Verstrickungen natürlich zu einem Happy End kommt

Also mache ich es mir auf der Couch bequem und lese.
Ich liebe es, Hanna fühlt sich genau wie ich (oder ich wie sie??), sie machte sich z.B. nie über ihre Figur Gedanken, bis sie von diversen Personen "dicker Hintern" und ähnliches zu hören bekommt. Sie beschließt abzunehmen, wobei sie ihre Freundinnen tatkräftig unterstützen: Jedes erdenkliche Diätprogramm wird ihr auferlegt und Sport soll sie machen.
Kurzum, sie hasst das Essen und ist nach der kleinsten Bewegung außer Puste. Ich liebe sie
Vor lauer Sportprogramm und Kohlsuppe-Kochen vernachlässigt sie ihre Freunde und die Familie.
Das kenne ich doch irgendwoher...? Wenn ich jemanden nach einem Treffen frage, höre ich oft: "Ich muss zum Sport" oder sowas in der Art.
Hm, vermutlich sind sie deswegen alle schlank und ich eher nicht.

Egal. Hanna will auf keinen Fall ihr zu recherchierendes Internetdate enttäuschen und beißt sich durch, wobei sie feststellt, dass sie plötzlich viel leichter und weiter läuft als noch zu Beginn ihres Trainings.
Ich sitze immernoch auf der Couch und habe auh schon zu Mittag gegessen... Also, wenn selbst Hanna sich durchbeißt, kann ich es doch auch, oder? Immerhin weiß ich, dass ich immer froh bin, wenn ich mich zum Sport aufraffen konnte - nur bis ich mich mal aufraffe, vergehen Monate...
Ich habe keine Ausrede mehr: Die Sonne scheint, es sind angenehme 19°, der iPod ist geladen, sowohl mit Musik als auch der Akku. Na gut, aber nur eine Runde durch den Park, immerhin bin ich echt aus dem Training und man soll ja langsam anfangen und sich langsam steigern.

So, geschafft: Ich hab die Sporklamotten an, habe Nylonsocken unter den normalen Socken, weil ein Kollege mal erzählt hat, dass das Blasenbildung verhindert, weil die Schuhe und die Strümpfe auf dem Nylon reiben, nicht aber auf der Haut. Denn Schuhe, die ich mir extra zum Laufen vor fast einem Jahr gekauft habe, sind villeicht dreimal getragen und noch lange nicht eingelaufen...
Schon vor der Haustür bin ich froh, so weit gekommen zu sein - selbst der Schritt vor die Tür kostet mich z.Zt. Überwindung! Guter Dinge schalte ich die Musik ein.
Was ist das? Kaum 100 Meter unterwegs rutschen die Sneaker Socken über die Ferse in die Schuhe?! Hm, weiter hochziehen. Weitere 100m dasselbe. Okay, dann ziehe ich sie eben aus, ich hab ja noch die Nylonsocken an.
Auf dem Weg zum Park sind Straßenarbeiter damit beschäftigt, den Weg neu zu pflastern. Um den dafür frisch geplätteten Kies nicht zu zertreten, muss ich auf den Randsteinen balancieren. "Nettes Aufwärmprogramm", denke ich mir.

Jippie, alle Hinderniss erfolgreich hinter mich gebracht, ich walke los!
Schon bald kommen mir zwei Frauen mit Nordic Walking Stöcken entgegen, vielleicht 10 Jahre älter als ich. Die eine offenbar trainiert, die andere wohl von ihr zum Sport motiviert, denn sie ist eindeutig die Kräftigere von beiden. Nicht ohne mich sofort dafür zu schämen denke ich "Puh, es gibt also doch noch Untrainiertere hier außer mir! Allerdings.... Hey, Springpflanzen!" Ich MUSS anhalten und die fast reifen Samen springen lassen! Ich find das so lustig, wenn die prallen Samen zwischen den Fingern explodieren!
Und weiter. Ein Fahraddfahrer kommt mir entgegen und sieht mich an. Ich lächle ihn an und überlege, ob er sich wohl über meinen hochroten Kopf gewundert hat oder vielleicht auch über den Schriftzug "Heldin", der meine Brust ziert. Aber höchstwahrscheinlich hat er nur gedacht "Joggerin" so wie ich ja eigentlich auch "Fahrradfahrer".

Da schallt Herbert Grönemeyer mit "Celebrate the Day" aus dem iPod, der Hymne der Fußball WM 2006! Augenblicklich keimen alle euphorischen Gefühle vom letzten Sommer wieder in mir auf! Mann, war das ein Sommer!! Diese Stimmung! Und wir waren dabei!!!
Kurz drauf singen die Black Eyed Peas "Running, running,
running, running,..." Wie passend
Ich mache mir noch weitere Gedanken über allerhand Leute im Park und irgendwann ist es auch wieder Zeit nach hause zu laufen. Aber was muss ich feststellen? Ich bin ZWEI Runden gelaufen

Mittwoch, 1. August 2007

Segeln, die Zweite


Endlich, endlich, endlich war es soweit: Nachdem ich zu Weihnachten „Segeln für Dummies“ geschenkt bekommen und es intensivst gelesen hatte, war ich endgültig - theoretisch - für den großen Törn im Mai um die Balearen auf einer 40 Fuß Yacht gewappnet!!
Theoretisch…

Eine stressige Arbeitswoche hatte ich vor dem wohlverdienten Urlaub noch hinter mich zu bringen. Dann hieß es freitags abends Kofferpacken und - wegen des verdammt frühen Fluges am Samstag - Vorabend Check-In.

Aber: Was packt man in eine oder zwei möglichst kleine Reisetaschen für eine Woche Segel- und eine weitere Woche Inselurlaub auf Mallorca im Mai ein?! Praktisch soll es sein, wetterfest, winddicht, für warmes Wetter, für kaltes, …. Eben alles. Aber auch nicht alles, was der Kleiderschrank bereithält!!
Ich legte also mal alles zusammen, was ich gerne anziehen würde in den zwei Wochen. ER sortierte einiges davon wieder aus, ich legte davon wieder was zurück - und irgendwann konnten wir uns dann auf meine Urlaubsgarderobe einigen… Sogar insofern, als das „Skipperauge“ nicht beleidigt würde

Aber alles andere hatte ich an dem Tag nicht mehr erledigen können; Rechnungen bezahlen, letzte Besorgungen erledigen, essen, etc. Kurz hatte ich es noch geschafft, der Nachbarin den Schlüssel in die Hand zu drücken und ihr zu erklären, welche Blumen sie wo gießen müsse. Gott sei Dank hatte sie Besuch von Freundinnen und daher keine Zeit, mich lange aufzuhalten.

Auf dem Weg zum Flughafen hab ich mir einen Apfel aufgezwungen. Ich hatte schon den ganzen Nachmittag Kopfschmerzen, Herzrasen, Schwindel - wovor bloß diese Angst? Das war weiß Gott nicht mein erster Urlaub und schon lange nicht mein erster Flug?!

Kurz vorm Flughafen war es dann soweit - wir mussten rechts ran fahren… Und ich ließ mir den Apfel noch mal „durch den Kopf gehen“. Diese Art von Reisefieber hatte mich wahrlich noch nie erwischt!
Auf dem Nachhauseweg haben wir beschlossen, uns noch kurz mit einem Bekannten von IHM zu treffen, der zufällig in der Stadt war, den er lange nicht gesehen hatte und bald für immer nach Brasilien auswandern würde.

Fakt war, nach nicht ganz zwei Stunden Schlaf trafen wir uns mit den anderen beiden Mitseglern und brachen auf Richtung Palma de Mallorca.

Punkt sieben Uhr morgens standen wir am Pier der Yachtvercharterer und unser Boot war tatsächlich schon verfügbar! Also Koffer aufs Schiff und erstmal eine Runde Frühstücken.

Später am Tage gingen wir drei die Wochenration an Verpflegung einkaufen, der Skipper bereitete den Rest vor. Und ich musste mein Spanisch, was ich gerade erst gelernt hatte, voll ausschöpfen und die Einkäufe zum Boot liefern lassen… Wegbeschreibung, Uhrzeit, was eben dazugehört. Und was soll ich sagen? Die Lieferung erreichte uns tatsächlich und sogar pünktlich
Allerdings stachen wir erst am nächsten Tag in See.

Während die anderen drei erfahrenen Segler sich des Wassers und des Windes erfreuten, kämpfte ich damit, nicht schon wieder mein Frühstück „wegzuwerfen“. Wir ankerten am frühen Abend in einer schönen Bucht, unsere beiden Mitsegler kochten ein fantastisches Essen - aber mein Magen streikte.
Die zweite Nacht im Boot schaukelte schon etwas heftiger, da uns der schützende Hafen fehlte und der Wind nachts so gedreht hatte, dass er die Wellen genau in die Bucht hineintrieb und uns am nächsten Morgen vorm Frühstück in den Hafen zwang.

Dort bei 25kt Wind und Seegang am „Wartekai“ anzulegen wurde meine nächste Herausforderung: Übers Boot springen, Fender ausbringen, an Knoten erinnern - und das möglichst schnell, denn der Wind drohte uns gegen die Mauer zu drücken.
Aber auch das haben wir mit unserem erfahrenen Skipper gut gemeistert - und ich war total außer Puste.

Die nächsten Tage gewöhnte ich mich so langsam an das Leben auf See - die zu erledigenden Handgriffe zum Segelsetzen, Anker werfen oder Anlegen wurden mir allmählich vertraut, übel war mir schon am zweiten Tag nicht mehr, und die Ruhe und Besonnenheit „meines“ Skippers taten ihr Übriges

Dann fuhren wir von der Südküste Mallocas nach Cabrera. Bei Halbwindkurs stand ich am Ruder; der Wind war mit 20-25kt perfekt, die Wellen bewegten sich günstig, und so „bretterten“ wir mit 8kt gen Süden. Das Auf und Ab des Schiffes, der Wind, die „Geschwindikeit“ und die geblähten Segel lösten in mir ein fast unbeschreibliches Gefühl aus: Eine innere Freude, eine Lebenslust, die ich nie mehr loslassen wollte. Ich atmete die frische, unvergleichliche Seeluft mit jedem Atemzug ganz tief ein.
Man liest sowas nur in alten Büchern - aber ich hättte „jauchzen“ können vor Freude!

Leider war diese Woche viel zu schnell vorbei, aber wahnsinnig schön. Und ich weiß: Ich komme wieder!